Otto Dix

* 1891 in Gera bis † 1969

Biographie: Wilhelm Heinrich Otto Dix wurde am 2. Dezember 1891 in Untermhaus, heute Stadtteil von Gera geboren. Er war ein deutscher Maler und Grafiker des 20. Jahrhunderts. Otto Dix war der Sohn von Ernst Franz Dix (1862–27.7.1943) und dessen Frau Pauline Louise Amann (1864–26.8.1953). Sein Vater war in einer Eisengießerei als Former tätig. Die Mutter, eine Näherin, war musisch und künstlerisch interessiert. Sie war eine Cousine des Kunstmalers Fritz Amann. Als er diesem als Kind Modell saß, kam bei Dix der Wunsch auf, Maler zu werden. So wuchs Otto Dix, der sich selbst immer als Arbeiterkind sah, in zwar einfachen, jedoch nicht mittellosen und keineswegs ungebildeten Verhältnissen auf. Nachdem ihn während seiner Schulzeit der Zeichenlehrer Ernst Schunke sehr gefördert hatte, absolvierte Dix von 1905 bis 1909 eine Lehre bei dem Geraer Dekorationsmaler Carl Senff. Ein Stipendium des Fürsten von Reuß ermöglichte ihm das Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden (1910–1914) unter anderem bei den Professoren Johann Nikolaus Türk (1872–1942) und Richard Guhr. Er setzte sich mit der Malereigeschichte auseinander und studierte die Alten Meister in der Dresdner Gemäldegalerie; parallel dazu entstanden spätimpressionistische und expressionistische Werke. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wandte er sich der Avantgarde zu und experimentierte mit kubistischen und futuristischen Formen. Dix meldete sich im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger zum Kriegsdienst. Er war bei der Feldartillerie und als MG-Schütze an der West- und Ostfront eingesetzt. Sein zuletzt erreichter Dienstgrad war Vizefeldwebel. Während des Krieges entstanden futuristische Zeichnungen und Gouachen, die Aspekte des Kriegsgeschehens thematisieren. Nach der Rückkehr nach Dresden nahm er ein Studium an der Akademie der bildenden Künste auf, nicht zuletzt aus pragmatischen und finanziellen Gründen; als Meisterschüler von Otto Gussmann konnte er im Sommer 1919 ein Freiatelier in der Polytechnischen Schule am Antonsplatz beziehen. Parallel dazu agierte er als freischaffender Künstler: Als Gründungsmitglied der Dresdner Sezession Gruppe 1919 beteiligte er sich an den Gruppenausstellungen in Dresden und deutschlandweit. Seit 1919 stand er in Kontakt mit den Berliner Dadaisten. 1919/20 schuf er Dada-Gemälde mit Collage-Elementen, bewegliche Bilder und Dada-Puppen; 1920 nahm er an der Ersten Internationalen Dada-Messe teil. In den folgenden Jahren entstand sein Hauptwerk Schützengraben, das bedeutendste Kriegs- bzw. Anti-Kriegsbild seiner Zeit. Im Herbst 1922, nach dem turnusgemäßen Verlust seines Dresdner Freiateliers, zog Dix nach Düsseldorf, wo er an der dortigen Akademie von Heinrich Nauen ein Meisterschüler-Atelier erhielt. Der Werkstattleiter Wilhelm Herberholz unterrichtete Dix in grafischen Techniken. Am 1. Februar 1923 heiratete er die vier Jahre jüngere Martha Koch geb. Lindner (1895–1985), die er 1921 kennengelernt hatte. Sie war von dem Urologen Hans Koch geschieden und hatte zwei Kinder. Dix bewegte sich im Umfeld der Galeristin Johanna Ey und trat der Künstlervereinigung Das Junge Rheinland bei. Für das Wallraf-Richartz-Museum kaufte Hans Friedrich Secker 1923 den Schützengraben an, der zur Sensation der neueröffneten Neuen Galerie wurde. Heftige Diskussionen über dessen politische Tendenz beherrschten nun die Feuilletons. 1924 – anlässlich des Antikriegsjahres – wurde das Gemälde in der Preußischen Akademie der Künste ausgestellt. Aus gleichem Anlass gab der Kunsthändler Carl Nierendorf Dix’ Graphikmappe Der Krieg mit fünfzig Radierungen heraus. 1925 zog Dix nach Berlin; in diesem Jahr nahm er auch an der Wanderausstellung Neue Sachlichkeit teil, die den neuen realistischen Tendenzen in der Malerei ihren Titel gab. Sein Werk sollte die Kunstrichtung entscheidend prägen. Das Jahr 1926 verzeichnet zwei wichtige Einzelausstellungen: in der Galerie Neumann-Nierendorf in Berlin und in der Galerie Thannhauser in München. Er war auch prominent an der Internationalen Kunstausstellung in Dresden vertreten, einer Vorläuferausstellung der documenta in Kassel. Nach einer Begegnung 1926 mit Arno Breker bei dessen Kunsthändler Alfred Flechtheim in Berlin gestaltete Breker eine Porträtbüste von Dix. Von 1927 an bis 1933 hatte Dix eine Professur an der Kunstakademie in Dresden als Nachfolger von Otto Gussmann (1869–1926) inne, mittlerweile gehörte er auch zum erweiterten Vorstand des Deutschen Künstlerbundes. Nach einer Serie großformatiger Porträts entstand 1927/28 das Triptychon Großstadt, 1932 vollendete er das Triptychon Der Krieg. 1930 wurde Dix Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Nach dem Krieg hielt sich Dix regelmäßig zu Arbeitsaufenthalten in Dresden auf. Dort hatte er ein Atelier, in der Siebdruckerei für Bildende Künste ließ er seine Lithografien drucken. Einen Großteil dieser in Dresden entstandenen Werke ließ er über die Kunsthandlung NOVA seines Freundes Horst Kempe vertreiben, der auch den Ankauf von Bildern Dix’ durch Dresdner Museen vermittelte. In Dresden hatte er auch seine „Zweitfamilie“, Käthe König und ihre gemeinsame Tochter Katharina (* 1939). Seine Frau Martha wohnte weiterhin mit den drei Kindern im großen Haus in Hemmenhofen. Als im Jahr 1949 in Zusammenhang der Wiederbesetzung einer vakanten Malereiprofessur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart von Willi Baumeister der Name Otto Dix in Vorschlag gebracht wurde und der Akademiesenat die Vorlage von Arbeitsproben verlangte, lehnte Dix entschieden ab. 1959 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz und den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf. Für den Nationalpreis der DDR war er 1950 erfolglos vom Geraer Kulturbund vorgeschlagen worden. In den sechziger Jahren veranstaltete Dix zahlreiche Ausstellungen und erhielt Ehrungen und Preise in beiden Teilen Deutschlands. Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde er 1966 zum Ehrenbürger von Gera ernannt, und ihm wurden 1967 der Lichtwark-Preis in Hamburg und der Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis in Dresden verliehen. 1967 erhielt er außerdem den Hans-Thoma-Preis und 1968 den Rembrandt-Preis der Goethe-Stiftung in Salzburg. Dix starb am 25. Juli 1969 nach einem zweiten Schlaganfall in Singen am Hohentwiel. Sein Grab befindet sich in Hemmenhofen am Bodensee.

NS-Zeit: Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 war Dix einer der ersten Kunstprofessoren, die entlassen wurden, und das erst kürzlich zuvor auf ihn eingetragene Eigentum in Düsseldorf-Unterbilk wurde zwangsversteigert. Dix versuchte anfangs, sich als freischaffender Maler in Dresden zu halten; dort entstand beispielsweise noch das an die alten Meister erinnernde Gemälde Die sieben Todsünden. Vor den Diffamierungen nationalsozialistischer Künstler zog er sich jedoch im Herbst 1933 nach Süddeutschland zurück. Dort wohnte er zuerst im Schloss Randegg, das sich im Besitz von Hans Koch befand, und ab 1936 in einem eigenen Haus in Hemmenhofen am Bodensee. Er zeichnete und malte die Landschaft des Hegau und die Uferlandschaft des Untersees auf der (Halbinsel Höri). Bis 1936 blieb er in der deutschen Kunstszene präsent, stellte sogar in Berlin sowie auf der letzten Jahresausstellung des anschließend verbotenen Deutschen Künstlerbundes im Juli 1936 im Hamburger Kunstverein aus. 1937 wurden zahlreiche seiner Werke von den Nationalsozialisten in der Münchner Propaganda-Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt und unter anderem als „gemalte Wehrsabotage“ diffamiert. Dix durfte jetzt nicht mehr ausgestellt werden: 260 seiner Werke wurden in der Folge aus deutschen Museen beschlagnahmt. Zwei Wochen nach dem Attentat auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller inhaftierte die Gestapo Otto Dix 1939 vorübergehend. Dix zog sich danach in die innere Emigration zurück, erhielt aber weiterhin Privataufträge. So malte er für den Besitzer der Köstritzer Schwarzbierbrauerei im altmeisterlichen Stil eine Darstellung des Heiligen Christophorus. Häufig war Dix in dieser Zeit in Chemnitz zu Gast, wo ihn zwei Familien, nämlich die des Zahnarztes Köhler und die der Margarinefabrikanten Max und Fritz Niescher, mit Einladungen, Auftragswerken und dem Ankauf von Werken unterstützten. In Albstadt-Ebingen unterstützte das Industriellenehepaar Walther Groz und Lore Groz ihn ebenfalls durch den Ankauf von Bildern. 1945 wurde Dix zum Volkssturm eingezogen und geriet in französische Kriegsgefangenschaft. Er kam in ein Lager in Colmar im Elsass, in dem von 6000 Häftlingen viele starben. Als erkannt worden war, wer er war, durfte Dix im Lager als Künstler arbeiten. 1945 wandte sich Dix von der altmeisterlichen Lasurmalerei wieder der modernen Alla-Prima-Malerei zu und kehrte zum expressionistischen Malstil seiner Frühzeit zurück. Nach 1945 blieb Dix ein Außenseiter in den sich auch künstlerisch mehr und mehr voneinander entfernenden deutschen Staaten: Er konnte sich weder mit dem Sozialistischen Realismus der DDR noch mit der abstrakten Nachkriegskunst der BRD identifizieren. Dennoch erfuhr er in beiden Staaten hohe Anerkennung und zahlreiche Ehrungen. Viele Arbeiten des Spätwerks sind von christlicher Thematik geprägt. Im Februar 1946 kehrte er nach Hemmenhofen zurück.

Werk: Otto Dix’ Werk ist von stilistischer Vielfalt geprägt, bleibt jedoch in seiner künstlerischen Grundhaltung dem Realismus verpflichtet. Am bekanntesten sind diejenigen seiner Gemälde, die der Neuen Sachlichkeit (Verismus) zugerechnet werden.

Ausstellungen:
1951: Deutscher Künstlerbund 1950. Erste Ausstellung Berlin 1951. Hochschule der Bildenden Künste, Berlin
1955: documenta I, Kassel
1964: documenta III, Kassel (Meisterkabinette)
Arbeiten auf Papier. Staatliche Graphische Sammlung München / Galerie Albstadt / Kunstmuseum Stuttgart
2007: Un-verblümt: Otto Dix. Anlässlich der Bundesgartenschau 2007, mit floralen Motiven aus dem Werk
2007/2008: Getroffen: Otto Dix und die Kunst des Portraits. Kunstmuseum Stuttgart
2010: Otto Dix. Neue Galerie, New York
2011/2012: Neue Sachlichkeit in Dresden. Kunsthalle im Lipsius-Bau, Brühlsche Terrasse, 1. Oktober 2011 bis 8. Januar 2012
Otto Dix in Chemnitz – Ausstellung anlässlich des 120. Geburtstages von Otto Dix 13. November 2011 bis 15. April 2012
2014, Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Otto Dix. Der Krieg – Das Dresdner Triptychon
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung: Dix / Beckmann. Mythos Welt
8. Oktober 2016 bis 30. Januar 2017, Museum Unterlinden: Otto Dix – der Isenheimer Altar
2. Dezember 2016 bis 19. März 2017, Otto-Dix-Haus (Gera): Otto Dix: Die Zeichenkunst mit Silberstift. Zum 125. Geburtstag des Künstlers.
2. Dezember bis 23. April 2017, Zeppelin Museum, Friedrichshafen: Otto Dix – Alles muss ich sehen! Ausstellung zum 125. Geburtstag von Otto Dix.
11. Februar bis 14. Mai 2017, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K20 Grabbeplatz, (Düsseldorf); 23. Juni – 15. Oktober 2017 Tate Liverpool, (Liverpool): Otto Dix – Der böse Blick
29. April 2018 bis 9. September 2018, Museum Gunzenhauser. Kunstsammlung Chemnitz: 300 x DIX. Werke von 1912 bis 1969.

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Werke

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