Josef Friedrich Limmer
* 1892 in Kelheim bis † 1967
Biographie: Josef Friedrich Limmer wurde am 21. Oktober 1892 in Kelheim geboren. Nach Volksschule und Präparandenschule in Deggendorf absolvierte er ein Lehrerseminar in Straubing. 1911 trat er als Einjährig-Freiwilliger in die Kaiserliche Armee ein und diente ab 1914 als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg; er wurde schwer verwundet, ehe er 1919 wieder in seinen Beruf als Lehrer zurückkehrte. Danach war er als Volksschullehrer tätig — unter anderem in Abensberg und später in Passau — und erweiterte seine handwerklichen Fähigkeiten um Holz- und Metallarbeit, Buchdruck sowie bildhauerische Techniken. Zusätzlich absolvierte er 1921 eine Ausbildung zum Gewerbelehrer in München. Limmer betätigte sich künstlerisch: Im Sommer malte er Landschaften oder Aktbilder in Öl und Aquarell, im Winter fertigte er Kunsthandwerk wie Leuchter oder Kisten aus Metall. Auch skulpturales Arbeiten war Teil seines Schaffens. Er starb am 30. Juni 1967 in München, wo auch sein letzter Wohnsitz war.
NS-Zeit: Obwohl Limmer 1933 als Maler Mitglied der Reichskulturkammer wurde — was Voraussetzung war, um weiterhin öffentlich ausstellen zu dürfen — setzte er sich mit regimekritischen Werken stilistisch dem Nationalsozialismus aus. Zwischen 1933 und 1935 nahm er an Ausstellungen teil, etwa in München und beim Kunst- und Gewerbeverein Regensburg (u.a. 1934 bei der 9. Jahresschau „Oberpfälzisch-Niederbayerische Kunst und Kunstgewerbe“, 1935 der 10. Jahresschau „Kunst und Kunstgewerbe der Bayerischen Ostmark“). Daneben arbeitete er weiter als Religionslehrer an der Innstadtschule in Passau und versuchte, seinen Unterricht zeichnerisch-pädagogisch zu gestalten — was laut einem Gutachten nicht mit der Ideologie der Nazis übereinstimmte. Ab 1937 wurde er vom NS-Lehrerbund als „politisch unzuverlässig“ denunziert und verwarnt; sein Entzug aus dem Schuldienst blieb offenbar aus — seine regimekritischen Bilder zeigte er vermutlich nur im engeren Freundeskreis. Er beantragte 1938 eine neue Stelle bei der Stadt Regensburg — wohl um dem Lehrerberuf unter den politischen Umständen zu entkommen —, wurde aber mit der Begründung abgelehnt, sein „vorgerücktes Alter“ sei ein Problem. Aus dem Nachlass stammt auch ein auf 1940 datierter Schein zum Erwerb von „Cyanki“, vermutlich Zyankali, wahrscheinlich offiziell für Kunstzwecke beantragt, was Hinweise auf seine Sorgen und mögliche Fluchtgedanken in Zeiten der Repression geben könnte.
Nach dem Krieg meldete sich Limmer am 29. Oktober 1945 beim Berufsverband Bildender Künstler München e.V. an, und ab 1946 war er offiziell als Kunstmaler und Bildhauer in München tätig.Bis zu seinem Ruhestand 1958 arbeitete er weiterhin als Lehrer. Ob nach 1945 öffentliche Ausstellungen seiner Werke stattfanden, ist nicht dokumentiert. In seinem Spätwerk wandte er sich von Kriegserinnerungen und politischer Symbolik ab und malte stattdessen idyllische, märchenhafte Szenen — Kinder, mythische Wesen, Zwerge und Berggeister — als Gegenbild zu seinem traumatischen Hintergrund.
Ausstellungen:
• 1934: 9. Jahresschau „Oberpfälzisch-Niederbayerische Kunst und Kunstgewerbe“ (bei Kunst- und Gewerbeverein Regensburg)
• 1935: 10. Jahresschau „Kunst und Kunstgewerbe der Bayerischen Ostmark“ (ebenfalls Regensburg)